13.06.2023
Zukunftsfeste Steuerverwaltung: DSTG-Chef fordert konstruktives Voranschreiten
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft (DSTG), Florian Köbler, betont in einem Leitartikel in der Juni-Ausgabe des DSTG-Magazins die Bedeutung der Zukunft der Steuerverwaltung. Er fordert, den Blick nach vorne zu richten. Es reiche nicht aus, die aktuellen Probleme anzuprangern, die Arbeitsbelastung und die teilweise nicht funktionierende EDV zu kritisieren. Vielmehr gelte es, konstruktive Vorschläge zu machen. Die Lage mache es erforderlich, eine Vision zu entwickeln und eine große Bewegung in Gang zu setzen.
Es sei offensichtlich, dass der derzeitige Aufwand, den rund um das Steuerrecht betrieben werde, von Unternehmen, Steuerberatern und der Steuerverwaltung in Zukunft wegen des immer drastischer werdenden Fachkräftemangels nicht mehr bewältigt werden könne. Deshalb sei eine radikale Änderung in der Steuergesetzgebung erforderlich. Vereinfachungen seien unerlässlich, um das Steuersystem zukunftsfähig zu machen. "Wir müssen Gesetze schaffen, deren zutreffende Umsetzung durch moderne Technologie geprüft werden kann."
"Wir müssen uns von dem Anspruch lösen, eine perfektionistische Einzelfallgerechtigkeit zu gewährleisten", meint Köbler. Statt aufwendiger und detaillierter Steuererklärungen sollten höhere Pauschalen oder beispielsweise ein Quellensteuerabzug für Renteneinkünfte eingeführt werden, um die Anzahl der Steuererklärungen drastisch zu reduzieren. Natürlich sei es wichtig, gerechte Lösungen zu finden, "aber wir sollten uns auch gegenseitig mehr zutrauen". Nicht das Steuerrecht sollte zu guten Entscheidungen animieren, sondern die Vernunft der Bürger (zum Beispiel Klimapolitik). Nicht die Steuergeschenke für Start-ups sorgten für den Erfolg, sondern unternehmerische Ideen, denen mit Entbürokratisierung und Beschleunigung von Genehmigungsprozessen viel mehr geholfen wäre.
"Vertrauen wir auf die Expertise und ehrliche Meinung der Steuerexperten und schaffen wir eine solide Grundlage für das Funktionieren des Steuersystems", appelliert der DSTG-Chef. Künstliche Intelligenz (KI) sollte nicht als Bedrohung, sondern als Chance verstanden werden. Sie könne als Co-Pilot dienen und wertvolle Unterstützung bieten. Gerade im Steuerrecht werde die Intuition weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Sie bleibe von großer Bedeutung. Denn sie ermögliche es, komplexe Sachverhalte zu erfassen und individuelle Situationen angemessen zu berücksichtigen. Jedoch müsse man sich auch darauf einstellen, eine "augmented intuition" zu entwickeln. Das bedeutet laut Köbler, "dass wir KI-basierte Entscheidungsvorlagen nutzen und mit unserer wertvollen menschlichen Intuition verbinden. Durch diese Kombination können wir fundierte Entscheidungen treffen, die das Beste aus beiden Welten vereinen."
Die Zukunft der Steuerverwaltung aktiv gestalten – das fordert Köbler. "Lasst uns gemeinsam dafür eintreten, die Steuergesetzgebung zu vereinfachen, die Digitalisierung voranzutreiben und unsere menschlichen Fähigkeiten mit Künstlicher Intelligenz zu erweitern. Lasst uns die Chancen erkennen und nutzen, um ein effizientes, gerechtes und nachhaltiges Steuersystem zu schaffen."
Deutsche Steuer-Gewerkschaft, PM vom 01.06.2023