26.06.2024
Fußball EM: Wo werden die Preisgelder versteuert?
Die 17. Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gange. Noch bis zum 14. Juli spielen die Nationalmannschaften um Preisgelder von insgesamt 331 Millionen Euro und den Titel Europameister 2024. Die Kosten für das Spektakel belaufen sich auf 650 Millionen Euro, knapp die Hälfte davon geht auf die zehn deutschen Austragungsorte zurück. Bezahlt werde alles aus Steuergeldern, so die Lohnsteuerhilfe Bayern.
Für die Veranstalter UEFA und DFB sei die EM ein großer wirtschaftlicher Erfolg. Sie erwarteten einen Gewinn von 1,7 Milliarden. An Steuern sollen davon 65 Millionen, also gerade mal 3,8 Prozent des Gewinns beziehungsweise zehn Prozent der Ausgaben zurück nach Deutschland fließen. Daher stellt sich die Lohnsteuerhilfe die Frage, ob da noch was in die Staatskasse kommt und wie es mit der Versteuerung der Preisgelder der Spieler aussieht.
Als Antrittsprämie gibt es laut Lohnsteuerhilfe für die 24 qualifizierten Nationalteams jeweils 9,25 Millionen Euro von der UEFA, dem europäischen Fußballverband. Dazu erhielten die 24 Mannschaften für jeden Sieg eine Million und 500.000 Euro für jedes Unentschieden bei den Gruppenspielen. Den 16 Teams, die das Achtelfinale erreichen, winkten jeweils 1,5 Millionen Euro. Das Viertelfinale bringe 2,5 Millionen Euro ein und für den Einzug ins Halbfinale gebe es vier Millionen Euro für je vier Teams. Der Vizeeuropameister streiche ganze fünf Millionen Euro ein und der Europameister könne sich über eine Siegesprämie in Höhe von acht Millionen Euro für den Titel freuen. Insgesamt gebe es für den finalen EM-Sieger im Verlauf aller Spielrunden inklusive dreier Gruppensiege den Maximalbetrag von 28,25 Millionen Euro. Sollte Deutschland Europameister werden, fließe diese Summe von der UEFA an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und nicht an die Spieler.
Die nationalen Verbände legten für ihr Land jeweils eigenständig fest, wie viel sie von den erfolgsbezogenen Preisgeldern ihren Mannschaftsspielern vertraglich zukommen lassen. Es werde also nur ein Teil davon an die Spieler weitergegeben. So solle jeder einzelne Spieler des deutschen EM-Kaders bei einem Gruppensieg 50.000 Euro erhalten. Der Einzug ins Viertelfinale bringe jedem doppelt so viel ein, das Halbfinale nochmals 50.000 Euro mehr, so die Lohnsteuerhilfe. Erspielen sie den Vizeeuropameistertitel, dürften sie sich über 250.000 Euro freuen. Im Fall des Titelgewinns erhalte jeder die Rekordprämie von 400.000 Euro. Von den 28,25 Millionen zahle der DFB somit 10,4 Millionen an die Spieler aus. Die Differenz seien Einnahmen des DFB, mit denen er unter anderem die Ausgaben für die Spieler, zum Beispiel Übernachtungskosten und Verpflegung, bestreitet oder die Finanzierung des DFB-Campus stützt.
Doch welches Land kassiert die Steuern aus der EM? Die Nationalmannschaft für die EM werde aus Spielern von verschiedenen Clubs zusammengestellt, erläutert die Lohnsteuerhilfe. Der jeweilige Fußballclub, für den sie normalerweise vertraglich spielen, sei ihr Arbeitgeber. In dieser Funktion zahle er seinen angestellten Spielern die Vereinsgehälter aus und sei für deren Besteuerung zuständig. Das gelte auch für die Prämien, welche die Spieler vom DFB erhalten. Der Heimatverein müsste die Steuern abführen, solange es ein deutscher Profi-Club ist.
Da sich der DFB die besten Spieler aus allen Clubs holt, seien das alle Spitzenverdiener. Daher komme bei der Versteuerung der Preisgelder der Spitzensteuersatz in Höhe von 45 Prozent plus 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zum Tragen. Sozialabgaben spielten hier keine Rolle mehr, da die Beitragsbemessungsgrenzen mit dem Grundgehalt überschritten sind. Bei einem EM-Sieg fielen so für jeden Spieler auf die Prämie von 400.000 Euro insgesamt 189.900 Euro Steuern an.
Lohnsteuerhilfe-Vorstand Tobias Gerauer erklärt zudem, dass Spieler anderer europäischer Nationalmannschaften bei internationalen Löhnen die Beträge normalerweise in dem Land versteuern müssen, in dem sie entstanden sind. Somit habe Deutschland als Austragungsland dem Grunde nach das Besteuerungsrecht, was nicht gleichzeitig bedeute, dass alle Nationalteams die Prämien in Deutschland versteuern. Hierfür müsste man wissen, welche Steuererleichterungen und Steuererlasse das Bundesfinanzministerium ausgesprochen hat.
Die Einnahmen der UEFA jedenfalls würden größtenteils steuerfrei belassen, wobei über die exakte Höhe bislang von Regierungsseite geschwiegen werde. Ob das ebenfalls für die Preisgelder der nationalen Fußballverbände gilt, sei ebenso unbekannt. Allgemein gelte für Mannschaftsportarten ein kompletter Steuererlass, wenn dieser im Gegenzug im jeweiligen ausländischen Staat für in Deutschland ansässige Sportler und Clubs auch gilt. Welche Steuererlasse und Steuernachlässe für die Fußball-EM zugesagt wurden, werde man aufgrund des Steuergeheimnisses wohl leider nicht erfahren.
Lohnsteuerhilfe Bayern, PM vom 25.06.2024