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22.10.2025

Vorausgefüllte Steuererklärung per Klick: Gute Idee mit Grenzen

Der Freistaat Bayern hat Anfang September bekannt gegeben, dass er die Steuersoftware Elster zu einer App-Version als vorausgefüllte Steuererklärung für Bund und Länder weiterentwickeln möchte. Der bundesweite Einsatz könne schon 2026 beginnen.

Für die Lohnsteuerhilfe Bayern gewinnt damit die Debatte um Bürokratieabbau im Steuerbereich an Tempo. Auf den ersten Blick klinge das Pilotprojekt "Steuererklärung per App mit einem Klick" sehr verbraucherfreundlich. Doch die scheinbar simple Steuererklärung mit einem Klick habe ihre Grenzen, warnt die Lohnsteuerhilfe, nämlich wenn es um die Steuervorteile der Steuerpflichtigen geht.

Die Idee der vorausgefüllten Steuererklärung sei nicht neu und wurde schon in mehreren Pilotprojekten in verschiedenen Bundesländern mit eng gefassten Zielgruppen wie Rentnern getestet. Derzeit laufe in Hessen ein Projekt, mit der Zielgruppe Alleinstehende. Bereits jetzt könnten dem Finanzamt vorliegende Steuerdaten mit Elster oder bestimmten Anwendungen digital übernommen werden. Dies sei für Steuerpflichtige komfortabel und spare Zeit. Anstatt die Daten selbst noch einmal abzutippen, müssten sie lediglich auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden, da der Steuerzahler die Korrektheit der Daten verantwortet.

Nun gingen die Finanzbehörden einen Schritt weiter, so die Lohnsteuerhilfe. Anstatt die Daten vom Steuererklärenden abrufen zu lassen, würden sie automatisch in die Steuererklärung eingefügt und ein digitaler Vorschlag für die Steuererklärung am Handy erstellt. Enthalten sein sollen Daten wie die Einkünfte von Angestellten, deren Lohnsteuerabzug, die Abzüge der Kranken- und Pflegekassen sowie der Rentenversicherung, die Lohnersatzleistungen des Staates sowie Informationen zu Riester- und Rürup-Verträgen. Per Knopfdruck soll man dann sein Einverständnis zur vorgeschlagenen Steuererklärung erteilen und erhält schließlich seinen Steuerbescheid. Doch wer voreilig zustimmt, riskiere Steuernachteile, warnt die Lohnsteuerhilfe.

"Die Steuererklärung bietet für viele Steuerpflichtige die Chance, Geld vom Staat zurückzuholen. Diese sollte man sich nicht entgehen lassen. Denn viele Daten kennt das Finanzamt nicht", erläutert Tobias Gerauer, Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern. Individuelle Ausgaben beispielsweise für Beruf, Heim und Kinder kenne nur der Steuerpflichtige selbst. Diese würden bei dem technischen Ansatz nicht berücksichtigt. Damit liefen Steuerpflichtige Gefahr, zu viel Steuern zu zahlen.

Bei der schnellen Steuererklärung per Klick sollte man es also nicht belassen. Das würde für viele private Haushalte bedeuten, dass sie auf Geld verzichten, das ihnen zusteht. Die Finanzbehörden hingegen würde es personell entlasten und mehr Geld in die öffentlichen Kassen spülen. "Moderne digitale Lösungen, die das Leben erleichtern, sind grundsätzlich erstrebenswert und zu begrüßen. Gerade im Steuerbereich kann vieles vereinfacht und bürgerfreundlicher werden. Doch die innovativen Ansätze dürfen nicht zulasten der Steuerpflichtigen gehen", so Gerauer weiter.

Die Steuererklärung per Klick könne also nur die Vorstufe sein, um die Steuererklärung zu erleichtern. Darauf aufbauend mache es Sinn, eigene Werbungskosten, Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen in der App individuell zu ergänzen. Erst die Befüllung mit Daten durch Steuerpflichtige ermögliche eine individuelle Gestaltung der Steuerangelegenheiten. Dies soll laut Vorankündigung auch möglich sein. Fraglich sei nur, wie viele diese Möglichkeit nutzen werden. Denn die zumeist lästige Steuererklärung im Handumdrehen mit einem Klick abzuschließen, möge verführerisch sein.

Doch was passiert, wenn man der schnellen Steuererklärung zustimmt und später seine Meinung noch ändert. Ist eine nachträgliche Ergänzung vorgesehen? Nach Auskunft des bayerischen Staatsministeriums sollen Änderungen vor dem Absenden möglich sein. Nach Eingang des Steuerbescheids gälten dann die üblichen Fristen. Die Einspruchsfrist ende grundsätzlich einen Monat nach Bekanntgabe des Steuerbescheids. Danach sei der Steuerbescheid rechtskräftig und nichts geht mehr. Daher hält es die Lohnsteuerhilfe für unerlässlich, dass die App gesetzliche Fristen und Rechtsfolgen transparent vor dem Absenden der Zustimmung kommuniziert.

Lohnsteuerhilfe Bayern e.V., PM vom 14.10.2025