07.11.2023
Chemie- und Pharmaindustrie: ZEW-Studie zur steuerlichen FuE-Förderung
Die Forschungszulage, also die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung (FuE), stößt in der Chemie- und Pharmabranche auf großes Interesse. Das zeigt eine gemeinsame Studie zur steuerlichen Forschungsförderung des Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim und des Centers für Wirtschaftspolitische Studien der Universität Hannover im Auftrag des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI).
Ulrike Zimmer, VCI-Bereichsleiterin Wissenschaft, Technik und Umwelt, sagt: "Die Forschungszulage ist ein Gewinn für den Innovationsstandort Deutschland. Vom Wachstumschancengesetz erwarten wir uns weitere positive Effekte, die unserer Industrie Rückenwind geben."
Fast 400 Antragsteller aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie haben laut ZEW bis Ende März 2023 mehr als 1.300 Vorhaben zur FuE-Förderung eingereicht. Insgesamt seien 6,3 Prozent aller Anträge auf die Chemie- und die Pharmaindustrie entfallen. "Damit zählen diese beiden Branchen zusammen zu den Wirtschaftszweigen mit der höchsten Anzahl an Antragstellern: Bezogen auf die Gesamtwirtschaft liegen sie auf Platz vier", erläutert Co-Autor der Studie Christian Rammer, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik. "Mehr Anträge für die steuerliche FuE-Förderung haben nur die Informationsdienstleistungen, der Maschinenbau und die Elektroindustrie gestellt."
Von den Anträgen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie seien 90 Prozent vollständig oder teilweise mit einem Fördervolumen von insgesamt 110 Millionen Euro bewilligt worden. "Dieser hohe Anteil unterscheidet die steuerliche FuE-Förderung deutlich von der Projektförderung, die in manchen Programmen Bewilligungsquoten von einem Viertel oder weniger aufweisen", so Rammer. Ergänzend erläutert Zimmer: "Im Vergleich zur Projektförderung liegen die Stärken der Forschungszulage in der guten Planbarkeit und Technologieoffenheit. Davon können vor allem kleine und mittlere Unternehmen profitieren."
Die ZEW-Untersuchung zeige auch, dass die geplante Ausweitung der Forschungszulage im neuen Wachstumschancengesetz besonders für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) attraktiv sein wird. Durch das Gesetz soll die Forschungszulage auf zwölf Millionen Euro ausgeweitet, Sachkosten förderfähig und der Fördersatz für KMU auf 35 Prozent angehoben werden. Die Studie prognostiziert laut ZEW, dass davon vor allem mittelgroße Unternehmen mit 250 bis 999 Beschäftigten profitieren. Der Anteil der förderfähigen FuE-Aufwendungen bei diesen Firmen werde von 39 auf 64 Prozent steigen. Zimmer betont: "Mit dem Wachstumschancengesetz ist ein Erfolg versprechender Anfang gemacht. Es ist aber noch offen, wie die Ausweitung der Forschungszulage auf Sachkosten gestaltet wird. Eine pragmatische Umsetzung ist für unsere Unternehmen ein entscheidender Erfolgsfaktor."
Das Interesse an der neuen FuE-Förderung hat laut ZEW zuletzt stetig zugenommen. Zwischen September 2022 und Ende März 2023 sei die Nutzerzahl der Forschungszulage in der Chemiebranche um 30 Prozent (von 207 auf 269) und in der Pharmabranche um 40 Prozent (von 91 auf 127) gestiegen. Die meisten Antragsteller zur Forschungszulage seien KMU: In der Chemie-Industrie machten sie 64 Prozent der Antragsteller aus, in der Pharmabranche sogar 81 Prozent.
Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung, PM vom 02.11.2023